Kleiner Medaillenregen bei Sommerhitze
Oberstdorf. Mit sieben Medaillen im Gepäck kehren die Läuferinnen und Läufer der SG Wenden von den Deutschen Meisterschaften im Berglauf ins Sauerland zurück. Zwei Athleten konnten sich gleich dreimal Edelmetall um den Hals hängen, doch gewonnen haben alle 11.
Um 9:30 Uhr fiel der Startschuss zum 25. Nebelhornlauf, den der Veranstalter als den "härtesten Berglauf Deutschlands" bewirbt. Auf etwa 9,7 Kilometern müssen 1420 Höhenmeter bewältigt werden, am vergangenen Sonntag kam zusätzlich noch ein Kampf gegen die hochsommerlichen Bedingungen hinzu. Schnellster Läufer im roten Dress war wie zu erwarten Fabian Jenne. Der Olper hatte sich explizit auf das Rennen vorbereite und war im Vorfeld sogar zum Training vor Ort gewesen, sodass er den Teamkollegen eindrucksvolle Schilderungen der Strecke liefern konnte. "Auf einem Großteil der Strecke liegt sehr feiner Schotter. Man macht vom Gefühl her zwei Schritte nach vorne und einen zurück." Wenn in diesen Abschnitten noch die steilsten Rampen lagen, musste selbst der Berglaufspezialist ein paar Schritte gehen. "Es war einfach viel zu steil!" Nur sechs Läufer waren schneller als Jenne. Deutscher Meister wurde in neuer Streckenrekordzeit der Trail- EM-Teilnehmer Lukas Ehrle, der womöglich als einziger Athlet die komplette Strecke durch gelaufen ist. In der Altersklasse M35 konnte Fabian Jenne sich den Vizetitel sichern.
Manuel Schräder folgte ihm auf einem beeindruckenden Platz 16 im Gesamteinlauf der 227 männlichen Finisher. Zusammen mit Markus Mockenhaupt bildeten die beiden ein Team, das in der Gesamtwertung von 33 Männermannschaften den Silberrang erreichen konnte. Damit haben sich die Männer der SG Wenden mal wieder in der Deutschen Spitze platziert, obwohl sie im Vorbericht des DLV noch nicht als Medaillenkandidaten gehandelt wurden.
Auch Markus Mockenhaupt erreichte als Dritter in seiner Altersklassen M45 eine Einzelmedaille.
Zusammen mit Tobias Lautwein bilden Jenne und Mockenhaupt zudem noch ein Team der Altersklasse M35-45. Hier konnten sie sich mit der Leistung von Lautwein, der 36. im Gesamteinlauf und Siebter in der M35 wurde, den Titel Deutscher Meister sichern. Die jeweils dritte Medaille von Jenne und Mockenhaupt schimmert also Golden.
Steffi Osthoff war die schnellste Frau der SG auf dem 2224m hohen Gipfel. Sie kam auf Platz 21 im Gesamteinlauf an und belegte in der W35 damit Platz 5. Ähnlich wie bei den Männern war auch das Frauenfeld stark besetzt. Das Podium machten drei Berglaufspezialistinnen unter sich aus: die Profi-Athletin Nina Engelhard, im Jahr 2024 mit dem Europameistertitel dekoriert, holte Gold vor der Olympia-Athletin Laura Hottenrott und dem Nachwuchstalent Julia Ehrle.
Mit einer wahren Willensleistung erkämpfte sich Sandra Clemens Platz 6 in der W35 und damit in der Vereinswertung den zweiten Platz der Frauen. Über weite Strecken des Rennens war es ein internes Duell mit Christl Dörschel gewesen, die sie auf den letzten Metern noch überholen konnte und die am Ende nur 28 Sekunden später ins Ziel kam. "Ich bin sicher, wenn ich Christl nicht die ganze Zeit vor mir gesehen hätte, hätte ich mich die letzten Meter nicht mehr so quälen können", beschreibt Sandra Clemens ihre Motivation am letzten Stück mit Geröll mit 30% Steigung. Die interne Konkurrenz sicherte dem Trio womöglich am Ende die Goldmedaille in der Altersklassenwertung W35-45, denn zum Zweiplatzieren TV Bühl waren es nur 36 Sekunden Abstand - ein Wimpernschlag bei der Gesamtzeit von 4:38:38h als Summe der Einzelzeiten. Christl Dörschel belegte mit ihrer Leistung den Bronzerang in der W45. Doch damit sollte mit dem Medaillenregen noch nicht Schluss sein: Mara Lückert holte sich in ihrer Altersklasse ebenfalls die Bronzemedaille. Die W55-Athletin ist häufiger im Gebirge unterwegs, bevorzugt dann aber die ganz langen Ultrarennen. Am kommenden Wochenende wird sie bei einem 56km-Traillauf an den Start gehen.
Auch Liv Behle kämpfte sich den Berg hoch. Durch einen Urlaub in der Region hatte sie sich recht spontan zur Teilnahme entschlossen. "Ein bisschen verrückt war es schon."
SG-Neuzugang Lea Laufer ist auch regelmäßig in den Bergen läuferisch aktiv. Nach holprigem Start fand sie immer besser ins Rennen und belegte Platz 55. Nicht gut zurecht kam dieses Mal Ira Achenbach, die sich an den Verpflegungsstellen Zeit nahm, um den Körper zu kühlen und den Puls wieder etwas zu beruhigen. Ein Zeichen, dass die dieser Wettkampf eine ganz besondere Herausforderung an den Körper jedes Athleten gestellt hat.
Daher kann sich jeder im Ziel als Gewinner fühlen und wenigstens zur Belohnung die fantastische Aussicht genießen. Durch die sehr gute Organisation gab es eine tolle Zielverpflegung und unterwegs drei Wasserstellen. Neben allen Athleten, die den Gipfel bezwungen haben, hat also auch der Ausrichter eine beeindruckende Leistung vollbracht.
Trainer Egon Bröcher, der zum Urlaub in der Region verbleibt, war mit den Ergebnissen seiner Athleten sehr zufrieden.
SC